Das 20. Jahrhundert war eine wichtige Periode in der Geschichte Dänemarks, als das Land mit den Weltkriegen, Besatzung und dem anschließenden Wiederaufbau konfrontiert wurde. Dieses Jahrhundert war eine Zeit erheblicher sozialer und politischer Veränderungen, die die moderne dänische Gesellschaft prägten. Die Neutralität in den weltweiten Konflikten und die aktive Arbeit am Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zu den Grundpfeilern der dänischen Politik im 20. Jahrhundert.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erklärte Dänemark erneut seine Neutralität während des Ersten Weltkriegs (1914–1918). Obwohl das Land nicht am Konflikt teilnahm, hatte der Krieg erhebliche Auswirkungen auf die dänische Wirtschaft und Gesellschaft. Die Neutralität erlaubte es Dänemark, die Unabhängigkeit zu bewahren und den Zerstörungen zu entkommen, die viele europäische Staaten trafen.
Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges waren jedoch spürbar. Die dänische Wirtschaft litt unter Warenmangel und einem drastischen Anstieg der Preise. Als Reaktion auf die wirtschaftlichen Schwierigkeiten und sozialen Unruhen wurden Reformen eingeleitet, die darauf abzielten, die Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Im Jahr 1918 wurde ein System der sozialen Sicherheit eingeführt, was einen wichtigen Schritt zur Schaffung des modernen Sozialstaates darstellte.
In der Zwischenkriegszeit (1918–1939) setzte Dänemark die Entwicklung seiner Sozialpolitik und Wirtschaft fort. Die Einführung des Parlamentarismus und die Erweiterung des Wahlrechts waren wichtige Errungenschaften dieser Zeit. Die sozialdemokratische Partei, die die Unterstützung der Arbeiterklasse erhielt, wurde zur dominierenden Kraft in der Politik.
Dänemark hielt auch in der Wirtschaftspolitik an der Neutralität fest. Trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten arbeitete die Regierung aktiv an der Verbesserung der Lebensbedingungen. Neue soziale Programme wurden eingeführt, was den Beginn des sogenannten „dänischen Wohlfahrtsmodells“ einleitete, das auf Gleichheit und sozialer Gerechtigkeit ausgerichtet ist.
Der Zweite Weltkrieg (1939–1945) war eine der schwierigsten Perioden in der Geschichte Dänemarks. Am 9. April 1940 überfiel Deutschland Dänemark im Rahmen der Operation „Weserübung“. Die dänische Regierung entschied sich zur Kapitulation, was große Zerstörungen verhinderte, aber auch zur Besetzung des Landes während des gesamten Krieges führte.
Trotz der Besatzung konnten die Dänen bestimmte Freiheiten bewahren, und die Regierung funktionierte weiterhin. Die Bedingungen der Besatzung waren jedoch hart. Dänemark wurde zu einem wichtigen logistischen Zentrum für die deutschen Truppen, was zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten und Ressourcenmangel führte. Oppositionelle Bewegungen begannen sich zu bilden, und der Widerstand gegen die Besatzung nahm zu.
Im Jahr 1943, nach dem Anstieg antisemitischer Stimmungen, organisierte die dänische Regierung die Evakuierung der jüdischen Bevölkerung nach Schweden, was eines der bemerkenswertesten Beispiele des Widerstands gegen das Nazi-Regime darstellt.
Nach der Befreiung Dänemarks im Mai 1945 begann der lange Prozess des Wiederaufbaus. Die Wirtschaft des Landes war am Boden, und die Regierung sah sich gezwungen, die zerstörte Infrastruktur und Wirtschaft schnell wiederherzustellen. Der Schwerpunkt lag auf der Schaffung neuer Arbeitsplätze und der Unterstützung der Bevölkerung.
Dänemark begann auch, aktiv an internationalen Organisationen teilzunehmen. Im Jahr 1949 wurde das Land Mitglied der NATO, was seine Sicherheit stärkte und die Teilnahme an der internationalen Politik ermöglichte. 1951 trat Dänemark den Vereinten Nationen bei, was seine Bestrebungen nach internationaler Zusammenarbeit unterstrich.
Innerhalb des Landes entwickelte die Regierung weiterhin den Sozialstaat. Neue Sozialhilfeprogramme wurden eingeführt, die darauf abzielten, Rentner, Arbeitslose und einkommensschwache Familien zu unterstützen. Diese Initiativen trugen zur Verbesserung des Lebensstandards und des sozialen Wohlstands bei.
In den 1950er und 1960er Jahren erlebte Dänemark einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Industrie und die Landwirtschaft wurden zu den Hauptsektoren der Wirtschaft. Die Regierung unterstützte aktiv Innovationen und technologische Entwicklungen, was zu einem Anstieg der Produktivität und Lebensqualität führte.
In dieser Zeit gab es auch erhebliche Veränderungen im Bildungswesen. Die Möglichkeiten für den Zugang zur Hochschulbildung wurden erweitert, was zur Erhöhung des Bildungsniveaus in der Bevölkerung beitrug. In den 1970er Jahren wurde Dänemark für seine progressiven Sozialreformen bekannt, die auf Gleichheit und Integration von Minderheiten abzielten.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts entwickelte Dänemark seine Demokratie und sein politisches System weiter. Das parlamentarische System und die Mehrparteienpolitik sorgten für Stabilität und die Möglichkeit der Bürgerbeteiligung an politischen Prozessen. Die Sozialdemokraten blieben über weite Strecken des Jahrhunderts die führende politische Kraft, aber es entstanden auch andere Parteien, die unterschiedliche Interessen und Meinungen der Bevölkerung widerspiegelten.
Dänemark wurde auch zu einem aktiven Befürworter der Menschenrechte und der nachhaltigen Entwicklung auf der internationalen Bühne. Das Land nahm an verschiedenen Friedensmissionen und humanitären Projekten teil, was sein Image als verantwortungsbewusstes und zuverlässiges Land auf der Weltbühne stärkte.
Das 20. Jahrhundert war eine Zeit erheblicher Veränderungen für Dänemark, die die Periode der Neutralität, die Besatzung und den anschließenden Wiederaufbau umfasste. Das Land konnte nicht nur die Schwierigkeiten überwinden, sondern sich auch zu einem der prosperierendsten und stabilsten Staaten in Europa entwickeln. Das dänische Wohlfahrtsmodell, das auf Gleichheit und sozialer Verantwortung basiert, dient weiterhin vielen Ländern weltweit als Beispiel.