Die Geschichte des Iraks erstreckt sich über Tausende von Jahren und umfasst den Wechsel von vielen Zivilisationen, Imperien und politischen Regimes. Die Evolution des staatlichen Systems im Irak ist eine Geschichte des Wandels, von den alten sumerischen Stadtstaaten bis hin zur modernen republikanischen Ordnung. Im Laufe der Jahrhunderte war der Irak Zeuge des Aufstiegs und Falls großer Imperien, des Wechsels von Monarchien und Revolutionen. In diesem Artikel werden wir die Evolution des staatlichen Systems im Irak nachverfolgen, beginnend von den alten Zeiten bis heute.
Das staatliche System im Irak hat seinen Ursprung im alten Mesopotamien, das zwischen den Flüssen Tigris und Euphrat lag. Im dritten Jahrtausend v. Chr. entstanden hier die ersten Stadtstaaten wie Uruk, Ur und Lagasch. Diese Städte wurden von Königen regiert, die weltliche und religiöse Macht vereinigten. Einer der ersten bedeutenden Herrscher war König Ur-Nammu, der den ersten Gesetzestext in der Geschichte schuf, später ergänzt durch den berühmten „Codex Hammurabi“ im babylonischen Reich.
Mit der Entwicklung einer zentralisierten Macht entwickelte sich Mesopotamien von einer System von Stadtstaaten zu großen Imperien wie dem babylonischen und dem assyrischen. Diese Imperien waren durch ein mächtiges bürokratisches System, komplexe Rechtskodizes und zentralisierte Verwaltung gekennzeichnet. Die Könige von Babylon und Assyrien hatten absolute Macht und kontrollierten sowohl das weltliche als auch das religiöse Leben ihrer Untertanen. Doch ständige Kriege und innere Konflikte führten zum Verfall dieser Imperien.
Im 7. Jahrhundert n. Chr. wurde der Irak von den Arabern erobert, was zur Verbreitung des Islam und zur Eingliederung des Gebiets in das Arabische Kalifat führte. Bagdad, gegründet im Jahr 762 durch Kalif al-Mansur, wurde zur Hauptstadt des abbasidischen Kalifats und zum Zentrum islamischer Wissenschaft und Kultur. In dieser Zeit hatten die Kalifen absolute Macht, aber die Verwaltung des Imperiums war dezentralisiert: Gouverneure (wali) kontrollierten einzelne Regionen.
Doch bis zum Ende des 9. Jahrhunderts begann das Kalifat aufgrund innerer Streitigkeiten und Druck von äußeren Feinden zu schwächen. Im 13. Jahrhundert wurde das abbasidische Kalifat durch die mongolische Invasion zerstört, und der Irak fiel für viele Jahre in politische Instabilität.
Im 16. Jahrhundert wurde der Irak vom Osmanischen Reich erobert und Teil davon. Die Osmanen etablierten ein zentralisiertes Verwaltungssystem, indem sie den Irak in mehrere Provinzen (Wilayate) wie das Bagdadische, Basrische und Mosulische teilten. Die Verwaltung erfolgte durch vom Sultan ernannte Gouverneure. Das osmanische System zielte darauf ab, die zentralisierte Macht zu stärken, doch lokale Stammesführer behielten erheblichen Einfluss, was eine effektive Verwaltung erschwerte.
Die osmanische Herrschaft im Irak dauerte fast 400 Jahre und endete nach dem Ersten Weltkrieg, als das Osmanische Reich besiegt wurde und der Irak von britischen Truppen besetzt wurde.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1920 erhielt Großbritannien von dem Völkerbund das Mandat zur Verwaltung des Iraks. Die britische Herrschaft führte zu Unzufriedenheit unter der einheimischen Bevölkerung und führte zu Aufständen. 1921 gründeten die Briten das Königreich Irak und setzten den König Faisal I., der aus der hidschazischen Dynastie der Haschimiten stammte, auf den Thron.
Die irakische Monarchie war formal unabhängig, stand aber in der Praxis unter starkem Einfluss Großbritanniens. König Faisal und seine Nachfolger regierten das Land mit Unterstützung britischer Berater. 1932 erhielt der Irak formelle Unabhängigkeit und wurde Mitglied des Völkerbundes, jedoch hielt der Einfluss Großbritanniens bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs an.
Im Jahr 1958 gab es im Irak eine Revolution, die zum Sturz der Monarchie und zur Errichtung einer Republik führte. An der Spitze der Revolution stand General Abdel Kassem, der den Irak zur Republik erklärte und damit begann, radikale sozialökonomische Reformen durchzuführen. Doch politische Instabilität und Machtkämpfe führten 1963 zu einem weiteren Putsch, als die Baath-Partei an die Macht kam.
Seit 1968 wurde der Irak von der Baath-Partei regiert, die der Ideologie des arabischen Sozialismus anhängte. Die Baathisten etablierten ein Ein-Parteien-Regime und stärkten die zentralisierte Macht. 1979 wurde Saddam Hussein Präsident des Landes und blieb bis 2003 an der Macht.
Die Herrschaft von Saddam Hussein war geprägt von brutalen Repressionen, einem Personenkult und der Militarisierung des Landes. Hussein stärkte seine Macht, indem er politische Opposition unterdrückte und Kampagnen gegen nationale Minderheiten wie Kurden und Schiiten durchführte. 1980 begann der Iran-Irak-Krieg, der acht Jahre dauerte und zu enormen menschlichen und wirtschaftlichen Verlusten führte.
Nach Kriegsende setzte Saddam Hussein eine aggressive Politik fort, die 1990 zu einer Invasion in Kuwait führte. Dies führte zu einer internationalen Reaktion und dem Eingreifen von Koalitionskräften unter der Führung der USA, was zum Golfkrieg und zur Verhängung internationaler Sanktionen gegen den Irak führte.
Im Jahr 2003 begannen die USA und ihre Verbündeten eine Militäroperation im Irak unter dem Vorwand, dass das Land Massenvernichtungswaffen besitze. Das Regime von Saddam Hussein wurde gestürzt, und der Irak trat in eine neue Phase seiner Geschichte ein. Nach dem Sturz von Hussein sah sich das Land politischem Chaos, einem Anstieg interkonfessioneller Gewalt und einem zunehmenden Einfluss terroristischer Gruppen gegenüber.
Nach dem Sturz von Husseins Regime trat der Irak zu einer demokratischen Regierungsform über. 2005 wurde eine neue Verfassung angenommen, die den Irak zur föderalen parlamentarischen Republik erklärte. Das politische System des Iraks basiert auf der Gewaltenteilung zwischen dem Präsidenten, dem Ministerpräsidenten und dem Parlament. Das Land ist auch in Regionen und Provinzen unterteilt, die über ein erhebliches Maß an Autonomie verfügen, insbesondere im kurdischen Gebiet im Norden des Landes.
Dennoch steht der Irak trotz der demokratischen Reformen vor ernsthaften Herausforderungen wie Korruption, politischer Instabilität und interkonfessionellen Konflikten. Die Bemühungen um den Wiederaufbau des Landes nach Jahrzehnten von Kriegen und Sanktionen dauern an, und die irakische Gesellschaft strebt weiterhin nach Stabilität und Wohlstand.
Die Evolution des staatlichen Systems im Irak ist ein komplexer Prozess, der den jahrhundertealten Kampf um Macht und Unabhängigkeit, innere Konflikte und äußere Einflüsse widerspiegelt. Von alten Imperien bis zu modernen demokratischen Institutionen hat der Irak einen langen Weg voller Prüfungen und Wandel hinter sich. Heute strebt das Land nach Stabilität und Wohlstand und stützt sich auf sein reiches historisches Erbe und die Erfahrungen vergangener Generationen.